Chronik

Chronik

Inhalt:

 

Jahr Ereignis
1899
Aufstellung und Unterschrift der Statuten
1905 Fahnenenthüllung und erste chronistische Erwähnung
1906 Beitritt zum Gauverband I
1907 Einführung des Stopselhutes
1919 Wiederaufleben der Vereinstätigkeit nach dem ersten Weltkrieg
1924 27. Gaufest und 25jähriges Gründungsfest mit nachträglicher Weihe der ersten Fahne von 1905
1932 Weihe der zweiten Fahne
1933 Erster Jahresgedenktag für die gefallenen und verstorbenen Mitglieder
1945 Wiederaktivierung des Vereins nach dem zweiten Weltkrieg
2.11.1945 Tod des 82jährigen Ehrenvorstandes Thomas Bacher
1949 Gaufest und 50jähriges Vereinsjubiläum
1955 Beginn verstärkter Jugendarbeit
1969 70jähriges Vereinsjubiläum erstmals in einem Festzelt
1976 Erster gemeinsamer Jahrtag der Westerhamer Ortsvereine
1979 80jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe der Krieger und Soldatenkameradschaft
1989 90jähriges Gründungsfest mit Weihe der dritten Fahne
 
Vorstände seit 1899
Ehrenvorstände

Aus der Vereinsgeschichte:


Im Jahre 1899 beschlossen etliche Männer aus Westerham, einen Trachtenverein zu gründen, wie schon vielerorts im bayerischen Oberland geschehen, „zum Zweck der Erhaltung der heimatlichen Tracht und des guten, alten Brauchtums“.

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Die Statuten des Westerhamer Trachtenvereins sind mit dem Datum 7. März 1899 unterzeichnet, chronistische Berichte existieren jedoch erst seit 1905.
Beim „Bräu“ in Westerham (Gasthaus Schäffler), in dessen Wirtsstube die Vereinsgründung der „Mangfalltaler“ beschlossen wurde, stand auch Thomas Bacher im Dienst, von seinen Kameraden wurde er deshalb „Bräu Dama“ genannt.
Thomas Bacher ging als letzter Haberermeister des oberländer Habererbundes in die Geschichte ein. Vor der Jahrhundertwende wurde er 1896 verhaftet, nachdem es zwischen den Haberem und der Obrigkeit zu Konflikten kam. Obwohl Bacher mehrere Jahre bei schlechtester Behandlung im Gefängnis festgehalten wurde, verriet er keinen seiner Kameraden, so dass vielen die Verhaftung und damit der Verlust von Haus und Hof erspart blieb. Für diese Geste wurde Thomas Bacher stets Dank und Hochachtung zuteil.
Er wurde 1905 als Mitglied in den Westerhamer Trachtenverein aufgenommen und noch im gleichen Jahr Nachfolger von Max Valentiner als erster Vorstand, der zu den Gründungsmitgliedern gezählt haben dürfte. Über die Namen der eigentlichen Gründungsmitglieder ist nichts bekannt.
Leider mussten die Westerhamer Trachtler, wie fast überall, die Ablehnung der Kirche erfahren. Das Tragen der „Kurzen“ der Männer zum Sonntagsgottesdienst stieß allgemein auf den Unmut der Geistlichkeit und als 1905 um die Weihe der ersten Fahne gebeten wurde, verweigerte der Pfarrer von Feldkirchen diese. Auch eine Bittschrift an das Ordinariat wurde abgewiesen. Die Bitte an den Feldkirchner Pfarrherrn, zur Fahnenenthüllung wenigstens eine heilige Messe zu lesen, fand kein Gehör. Trotzdem kamen neben dem Patenverein „Niederwaldeck“ Miesbach 30 Vereine nach Westerham.
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Das „Fahnenfest“ 1905, die Fahnenweihe wurde 1924 nachgeholt.


Ursprünglich waren die „Mangfalltaler“ Westerham dem Oberlandler Gau angeschlossen. Eine nach Ansicht des Vereins ungerechte Bewertung bei einem Preisplatteln in München war Anlass, 1905 aus diesem Gau auszutreten und sich 1906 dem Gauverband I anzuschließen.


1. Vorstand Thomas Bacher führte ab 1907 den heutigen Traditionshut der Westerhamer Trachtler, den Stopselhut ein. Der grüne Hut mit der weißen Gockelfeder, dem waxen Laub (Stechpalme) und roten Röserln gilt als Überlieferung aus der Habererzeit. (Das waxe Laub wurde als „die Blume der Haberer“ bezeichnet).
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Junge Westerhamer Trachtler um 1908 mit dem neu eingeführten Stopselhut.


Der Erste Weltkrieg unterbrach jede Vereinstätigkeit. 17 Westerhamer Männer fielen an der Front. Nach der ersten Versammlung im Februar 1919 lebte der Verein mit der Feier seines 20jährigen Gründungsfestes wieder auf. 1920 trat Josef Eitzenberger die Nachfolge Bachers als 1. Vorstand an. Thomas Bacher trat als 1. Gauvorstand des Gauverbandes I das Erbe von Franz Xaver Huber aus Feilnbach an.


Das 27. Gaufest in Verbindung mit dem 25jährigen Gründungsfest und der Weihe der Fahne von 1905 am 13. Juli 1924 ging als besonderes Ereignis in die Westerhamer Vereinschronik ein. 106 Vereine mit 1800 Teilnehmern waren zu Gast im festlich geschmückten Ort an der Mangfall. Die Einstellung der Kirche gegenüber den Trachtlern hatte sich im Lauf der Jahre gebessert. 1930 lud der Pfarrer von Feldkirchen den Verein zur Teilnahme an der Fronleichnamsprozession ein.
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Die „Mangfalltaler“ beim 25jährigen Gründungsfest 1924.


Am 3. Juli 1932 konnte die zweite Fahne geweiht werden. Wie schon 1924 übernahm wieder der Trachtenverein „Niederwaldeck“ Miesbach die Patenschaft. 33 Vereine beehrten die „Mangfalltaler“ mit ihrem Besuch.


Der erste Jahresgedenktag für die gefallenen und verstorbenen Mitglieder fand am 9. Juli 1933 statt.

Die Chronik berichtet von vielen, für diese Zeit recht zünftigen, im Vergleich zu heute beschwerlichen Festbesuchen mit dem Fuhrwerk, mit der Bahn, auf Lastwagen oder mit dem Fahrrad. Die Trachtenaufmärsche 1930 in Rosenheim und 1933 in München wurden als herausragende Ereignisse in der Trachtengeschichte Westerhams festgehalten.
In dieser Zeit gab es in Westerham eine Musikkapelle, welche unter verschiedenen Musikern mit wechselnden Musikmeistern bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bestand. Der Nationalsozialismus hatte wieder jede Vereinstätigkeit zum Erliegen gebracht. Schmerz und Trauer, Warten und banges Hoffen machten sich im Dorf bemerkbar. 21 junge, hoffnungsvolle Männer kehrten nicht mehr heim.


1945 waren es erneut der Ehrenvorstand Thomas Bacher, Thomas Neumeier und deren Kameraden, die die Trachtler mit Zuversicht und ungebrochener Liebe zur Heimat- und Trachtensache wieder aktivierten. Am 29. September 1945 traf man sich zur ersten Versammlung nach dem Krieg. Für die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit musste von der amerikanischen Militärregierung in Bad Aibling eine Genehmigung erteilt werden.

Im Alter von 82 Jahren starb Thomas Bacher am 21. November 1945. Wegen der damaligen Einschränkungen durch die Besatzungsmacht konnten nur 14 Fahnenabordnungen im Feldkirchner Friedhof die letzte Ehre erweisen. Die Neuaufnahme von 22 Mitgliedern im Herbst 1945 waren ein deutlicher Beweis der Begeisterung für die Trachtensache.

Ein neuer Höhepunkt nach dem Krieg war in Westerham das Gaufest am 6. und 7. August 1949. Der Heimatabend musste seinerzeit in zwei verschiedenen Lokalen abgehalten werden. Musikanten und Sänger trugen nacheinander ihre Musikstückln und Lieder im Saal des Gasthofes Schäffler und im ,Salettl“ der Bahnhofswirtschaft vor. Viele begeisterte Zuschauer bewunderten am Sonntag den Festzug mit 107 Vereinen und 14 Musikkapellen.
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Das 50jährige Gründungsfest und das Gaufest 1949 in Westerham, das erste nach dem zweiten Weltkrieg.


Eine herbe Enttäuschung erfuhren die Westerhamer Trachtler, als sie binnen 24 Stunden ihr angestammtes Vereinslokal bei Lorenz Schäffler verlassen mussten. Die neue Herberge wurde das Gasthaus Steininger. Diese Gastwirtschaft ging 1960 in den Besitz der Familie Senger über, die 1966 die Bewirtung aufgab. 1970 nahm Anton Mayer, der „Bahnhofswirt“ die Westerhamer Trachtler auf. Nach der Erweiterung dieser Gaststätte als “ Westerhamer Hof‘ konnte dort die Einstandsfeier stattfinden.

1976 schlossen sich die Westerhamer Ortsvereine zu einem gemeinsamen Jahrtag für die Gefallenen und verstorbenen Mitglieder zusammen.


Außer dem “ Taferlbuam“ hatten Kinder und Jugendliche im Vereinsgeschehen früher nichts zu suchen. Nachdem seit 1955 auch Frauen und Dirndln als Mitglieder zählen, wurde allmählich mit der Bildung einer Jugendgruppe begonnen. Vorplattler, Vortänzerinnen und Jugendleiter nehmen ihre Aufgaben ernst, Kinder und Heranwachsende für Schuhplattler, Volkstanz und Brauchtumspflege zu begeistern.

Neben einer Mitgliederzahl von 245 Erwachsenen erfreut sich der Verein heute einer etwa 80köpfigen Buam- und Dirndlschar. Für die wöchentlichen Proben steht ein gemütlicher Raum im Feldkirchner Schulzentrum zur Verfügung. Auch die drei Vereinsfahnen und sonstiges Vereinsinventar werden dort aufbewahrt, denn 1995 verloren die „Mangfalltaler“ wieder ihr Vereinslokal, weil dieses geschlossen wurde. Zur Zeit ist der Verein ohne Herberge. Preisplattln der Kinder- und Jugendgruppen, musikalischer Hoagascht oder Kathreintanz finden zur Zeit im Pfarrsaal in Feldkirchen statt, Versammlungen im Gasthaus Meier-Schäffler in Westerham.

Gute Nachbarschaft wurde von jeher zwischen den Trachtenvereinen an der Westgrenze des Landkreises Rosenheim gepflegt. Der Trachtenverein „D’Mangfalltaler“ Westerham übernahm die Patenschaft zur Fahnenweihe beim Trachtenverein „Glonntaler“ Glonn in den Jahren 1911 und 1967, sowie beim Trachtenverein „Alpengrün“ Großhöhenrain 1958 und 1978.

Während das 60jährige Gründungsfest noch ohne Festzelt durchgeführt werden konnte, wurde zur Feier des 70. Vereinsjubiläums erstmals ein Festzelt zur Durchführung des Heimatabends und zur Bewirtung der Festgäste errichtet.

Das 80jährige Gründungsfest 1979 wurde im Rahmen einer Festwoche gemeinsam mit der Fahnenweihe der Krieger- und Soldatenkameradschaft gefeiert. Im kleinen Kreis mit den Patenvereinen Glonn und Großhöhenrain begingen die Westerhamer Trachtler mit einem gemeinsamen Jahrtag den 85. Gründungstag.

Anlässlich des 90jährigen Vereinsjubiläums konnte am 18. Juni 1989 mit dem Patenverein Großhöhenrain die dritte Fahne geweiht werden.

1995 wurde die 1200-Jahr-Feier in Feldkirchen mit vielerlei Veranstaltungen gefeiert. Höhepunkt war der historische Festzug mit über 1000 Teilnehmern. Unser Trachtenverein Westerham war traditionsgemäß, mit der Haberergruppe dabei.  Unsere erste Fahne von 1905 und die 1932 geweihte Fahne wurden mitgetragen.

Zum 100jährigen Gründungsjubiläum des Vereins wurde das 109. Gaufest vom Gauverband I in Westerham durchgeführt.  Westerham feiert das dritte Gaufest in der Vereinsgeschichte.
100 Jahre Vereinsgeschichte mit allen Höhen und Tiefen, vor allem mit einer Mitgliederzahl von 275 Männer und Frauen und mit einer Vereinsjugend von ca. 80 Buam und Dirndln lassen uns zuversichtlich ins neue Jahrhundert und somit auch in ein neues Jahrtausend schauen.

Im September 1999 wurden die Westerhamer Goassl-Schnalzer gegründet.

Theater – Aufführung im Kinosaal.
Eine alte Tradition wurde nach vielen Jahrzehnten im Jahr 2000 wieder zum Leben erweckt. Nach der Vereinsgründung 1899 gehörte das „Komödi – Spiel“ zu den Vereinstätigkeiten der „Mangfalltaler“ Westerham. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es die dafür geeigneten Räume nicht mehr. Die Gelegenheit, den Kinosaal neben dem Gasthaus Schäffler für eine Theateraufführung herzurichten, wurde genutzt.  Das erste Stück hieß „De drei Wuidkatzn“. Seit diesem Zeitpunkt finden alle Jahre Theateraufführungen statt. Weiteres zum Theater finden Sie hier

Im Mai 2004 fand in der Stockschützenhalle eine Jubiläumsfeier 105 Jahre „D‘ Mangfalltaler“ Westerham in Verbindung mit dem 25jährigen Bestehen der Mangfalltaler Klarinettenmusi statt.

Das 110jährige Gründungsfest in Westerham fand im Juni 2009 im großen Rahmen statt. Während des Festes erfolgte die Nachweihe der 1932 geweihten, zweiten Vereinsfahne, die in den vergangenen Wochen zum Vereinsjubiläum renoviert wurde.

Durch den Neubau der Schulturnhalle im Jahr 2009 wird der Verein heimatlos. Für das Vereinsinventar wird in de neuen Turnhalle kein Platz mehr sein, deshalb wurde ein Bauausschuß gebildet der nach gründlicher Beratung mit der Gemeinde und den Kaiserblickschützen einen Anbau an das Schützenhaus vorschlug.
Diese Planung wurde dann umgsetzt und im Februar 2012 begann mit einer Holzspendeaktion der Bau.
im April 2012 erfolgte die Grundsteinlegung und 8. Juni 2013 fand die Einweihung des neuen Trachtenhauses mit Gottesdienst und anschließender Feier statt. Am 9. Juni konnte sich die Bevölkerung bei einem „Tag der offenen Tür“ ein Bild des neuen Vereinsheimes machen.

Im Juli 2014 wurde das 115 jähriges Jubiläum mit den Patenvereinen und der Niklasreuther Musi gefeiert.

Zusammen mit benachbarten Vereinen wurde das 120 jährige Gründungsfest im Mai 2019 gefeiert.


Der Trachtenverein „D’Mangfalltaler“ Westerham kann jetzt auf 120 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Die Zeit ist nicht stehengeblieben, aber der Grundgedanke des G. T. E. V. (Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins) Westerham hat sich in all den Jahren erhalten entsprechend dem Wahlspruch: „Treu dem guten, alten Brauch“.

Vorstände seit 1899:

1899 – 1905 Max Valentiner 1959 – 1968 Georg Schnitzenbaumer
1905 – 1920 Thomas Bacher 1968 – 1972 Lorenz Gschwendtner
1920 – 1928 Josef Eitzenberger 1972 – 1975 Rudi Reischl
1928 – 1942 Leonhard Huber 1975 – 1994 Lorenz Gschwendtner
1945 – 1947 Thomas Neumeier 1994 – 2009 Hans Schaberl
1947 – 1952 Georg Berndl 2009 – 2016 Siegfried Lechner
1952 – 1959 Josef Bichl 2016 – Georg Berndl

Ehrenvorstände:


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Thomas Bacher

josefeitzenberger
Josef Eitzenberger

thomasneumeier
Thomas Neumeier

lorenzgschwendtner
Lorenz Gschwendtner
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Hans Schaberl

Lechner-Sigi_01Siegfried Lechner

Quelle: „Chronik des G.T.E.V ‚D’Mangfalltaler‘ Westerham“ von Hanna Huber, Sigi Lechner, Dr. Michael Mücke, Evi Steininger zur Einweihung des Vereinsaheimes am 8.Juni 2015